Camino Mozarabe
Von Almería bis Abla
1: Provinz Almería
2: Provinz Granada
3: Provinz Jaén
4: Provinz Córdoba
5: Provinz Badajoz
Eigentlich wollte ich vor dem Start noch einen Tag am Strand verbringen. Leider war bei den preisgünstigen Unterkünften in Almería kein Platz mehr verfügbar.
Bei der Kathedrale von Almería beginnt der Camino Mozarabe. Die erste Etappe ist mit 15 km recht kurz. Um 15 Uhr geht es los mit dem Ziel Rioja (jetzt könnte man denken, ich hätte schon einen Sonnenstich und würde was verwechseln, Rioja liegt doch auf dem Camino Frances - aber tatsächlich gibt hier den Ort Rioja). Wie so oft ist die Umgebung auch von der Großstadt Almeria industriell geprägt und die Landschaft ziemlich vermüllt.
Nach einem längeren Marsch durch ein ausgetrocknetes Flussbett erreiche ich Rioja am frühen Abend. Die kommunale Herberge befindet sich im Sportzentrum des Ortes, telefonisch bekomme ich einen Zugangscode.
Drinnen herrscht gähnende Leere. Vor der Unterkunft dagegen absolutes Halligalli, zwei Fußballspiele von vermutlich unter-10-Jahre-Jugend finden gleichzeitig statt, angefeuert von einer großen Menschenmenge. Auf der Rückseite der Herberge befindet sich das gut besuchte kommunale Freibad. Beim örtlichen Supermarkt besorge ich mir zwei Fertigsuppe (die Herberge besitzt auch eine Küche), ein paar Bier und halte erstmal ein paar Stunden Siesta.
Einige Stunden später ist das Fest vorbei, das sich mit letzter Musik an das Fußballspiel angeschlossen hat und es herrscht Ruhe. Bis auf einen einsamen nächtlichen Mofa-Fahrer und ein paar Hunde. In der Unterkunft ist es auch um 2 Uhr morgens noch ziemlich warm.
Das tolle aber ist, die Herberge besitzt einen direkten Zugang zum Freibad. Nachts für die Öffentlichkeit gesperrt, von der Herberge jedoch zugänglich. Also Badehose an und ein paar Runden schwimmen. Richtig angenehm, endlich Abkühlung. Eine Herberge mit einem XXL-Pool, sowas findet man wirklich selten. Und auf Donativo-Basis.
Heute soll es etwas heißer werden als am Vortag. Besser wäre besonders früh starten, aber der Wunsch nach etwas mehr Schlaf setzt sich durch. Kurz von 9 Uhr starten wir auf den Weg. Wegen der Hitze wird ein größerer Wasservorrat empfohlen. Doch ich habe nur 2 Ein-Literflaschen zum Füllen. Wird das reichen? Da laut Plan die Ortschaften laut Plan jeweils maximal 8 Kilometer entfernt sind, wird es auf dieser Etappe klappen. Notfalls kann man immer irgendjemand im Ort nach Wasser fragen.
Der Weg führt an diesem Tag an Palmen vorbei, über eine Brücke, durch Orangenplantagen bis nach Santa Fe de Mondújar.
In diesem Ort befindet sich der letzte Wasserbrunnen. Und auch eine Statue von Don Quixote. Ich fülle meine zwei Flaschen auf.
Die Sierra.
Kurz vor dem Abstieg.
Nach 8 Kilometer Marsch durch die Sierra erreiche ich Alhabia. Gerade rechtzeitig, die Wasservorräte gehen zur Neige. Zwischendurch hatte ich mir auch einen kleinen Umweg erlaubt zu einer „Ermita de Mayo“ - die 10 Minuten mehr für die kleine Kapelle auf einem besonderen Aussichtspunkt waren es mir wert. Das erste eisgekühlte Bier nach dem langen Marsch durch die Hitze ist so lecker wie keines zuvor. Und als ich auf der Terrasse vor der Bar sitze, entdecke ich sogar einen Wasserbrunnen. Alles perfekt! Anschließend geht es wieder weiter an dem trockenen Flussbett, den „Ramblas“. Bald wird die Luftfeuchtigkeit und Hitze richtig unangenehm. Besonders als die Zeit 16 Uhr überschreitet. Ich hätte wirklich früher starten sollen. Endlich angekommen in Alboloduy, bekomme ich telefonisch einen Zugangscode geschickt, mit dem wir in die Unterkunft kommen. Heute sind wir wieder allein. Aber die Herberge ist gut ausgestattet.
Außerdem gibt es eine schöne Dachterrasse, auf der wir es uns (meine Begleiter, der Löwe, der Tiger, die Maus und das Schaf) beim Kaffee gemütlich machen.
Der Abschnitt ist laut dem Etappenplan bei „Gronze“ der schwierigste des ganzen Camino.
Anfangs durch das ausgetrocknete Flusstal, beginnt bald ein Anstieg, der fast 400 Höhenmeter hinaufführt. Gut, dass ich diesmal bei Dämmerung kurz vor 7 Uhr gestartet bin. So kann ich den Aufstieg bei milden Temperaturen hinter mir lassen.
Anschließend geht es 200 Höhenmeter direkt wieder steil hinab, bis der Weg sich wieder durch den Trockenfluss schlängelt.
Bei Nacimiento habe ich endlich die Hälfte der Etappe geschafft. Damit es weitergehen kann, muss ich nur meine Wasservorräte auffüllen. Vor der Kirche finde ich auch die Wasserquelle, will meine Trinkflaschen auffüllen und stelle fest: kaputt! Kein Tropfen Wasser! Und die Sonne wird schon sengend. Verzweifelt frage ich einen Mann, der gerade eifrig beim Fensterputzen ist, ob er vielleicht noch ein paar Tropfen Wasser für mich übrig hätte. Leider kein kaltes, entschuldigt er sich, und nimmt meine leeren Flaschen mit. Kurz darauf kehrt er zurück, nebst zwei gefüllten Wasserflaschen schenkt er mir noch eine kalte Dose Bier!
Die nächste Hälfte des Weges wird vor allem anstrengend, erst verpasse ich den früheren Ort Ocaña, in dem auch eine Pilgerherberge gewesen wäre und dann führt der Weg über eine Schnellstraße. Zum Schluss ist Abla dafür eine attraktive alte Stadt - hier wachsen sogar Mandelbäume.
Ich probiere eine und bereue es sogleich. Die Mandel schmeckt vollends bitter und scheußlich! In der Herberge sind ich und meine Begleiter, wie vermutet, wieder die einzigen Gäste.
→ weiter auf dem Camino Mozarabe - Provinz Granada
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