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Auf dem Caminho Português / Camino Portugués
Durch die Regiâo Centro, Caminho Portugues

1: Lissabon
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3: Portugal - Regiâo Norte
4: Galicien


[2.8.2013] Von Lissabon nach Alverca do Ribatejo

Bis zur Stadtgrenze von Lissabon benötigt man eine längere Zeit zu Fuß - dort war mal irgendeine Expo-Ausstellung. Bei den Maskottchen ist es wohl so, es wird öffentlich ausgeschrieben und der Billigste bekommt dann den Auftrag. Und der rächt sich dann. Kunst muss provozieren..
Diese missglückte Figur sieht nach der Symbolik eher nach Werbung für den grünen Punkt aus…

Die Temperatur ist hier derzeit mit ca. 30 Grad wahrscheinlich angenehmer als im Südwesten Deutschlands, wo es noch 5 Grad wärmer ist. Der Weg wird hier auch Caminho de Tejo bezeichnet, da er parallel zum Fluss Tejo verläuft. Anfangs führt der Weg an einem Zufluss, einem kleinen Bach entlang durch Schilf. Danach abwechselnd an der Landstraße entlang und durch die Aue des Rio Tejo.
Während ich überlege, wie ich die zwei Tage Rückstand zu dem Spanier und dem Italiener aufholen könnte, sehe ich schon den Hinweis zu einem Hotel, das eine günstige Unterkunft für Pilger anbietet. Kurz vor einem Museum für Luftfahrt. An einer Tankstelle bekomme ich eine ausführliche Wegbeschreibung - in Portugiesisch. Ich verstehe nur die Wörter „Rotonda“, „secunda“, „tercero“, kann aber mit der Beschreibung nichts anfangen. Englisch kann hier niemand. Ein Kunde, der in die gleiche Richtung fährt, bietet an, mich mitzunehmen - es ist ziemlich weit und äußerst kompliziert, hätte das selbst kaum gefunden. In dem Hotel scheine ich der einzige Gast zu sein - sehe hier weder Pilger noch andere Gäste.


[3.8.2013] Von Alverca do Ribatejo nach Santarém

Der Weg führt fast nur an der Bundesstraße entlang - unangenehm und mit viel Verkehr. In Azambuja ist die Tagesetappe eigentlich schon zu Ende, der Ort hat aber wenig zu bieten - die einzige Sehenswürdigkeit der schiefe Turm, ein schräg stehender Fabrikschornstein. Ich überlege erst, mit der Bahn in den nächsten Ort zu fahren, die würde aber erst 1 1/2 Stunden später vorbeikommen. Zu Fuß an der Bundesstraße, die genau geradeaus nach Santarém führt, sind es etwas mehr als 20 km. Ich rechne aus, wann ich ankommen würde - wenn ich mich beeile, ist es zu schaffen und ich kann damit einen Tag aufholen.

In Cartaxo wird man am Ortsende sogar in deutsch verabschiedet.

Um 22 Uhr komme ich in Santarém an - um eine Unterkunft zu suchen schon ziemlich spät. Es scheint eine Art Herberge bei der Kirche zu geben, ist aber wohl schon geschlossen; in Google Maps ist innerhalb der Stadt nur ein einziges als geöffnet bezeichnetes Hotel eingetragen, finde dort aber nur eine Ruine mit einer angeketteten Tür. In einer Bar frage ich nach Unterkünften, stelle mich schon darauf ein, im Park zu übernachten. Jedoch erzählt einer, der in der Bar arbeitet, ein Freund besitzt eine Herberge und führt mich direkt hin - diese ist komplett neu und hat erst dieses Jahr im März eröffnet. Sehr gemütlich eingerichtet. Bekomme auch noch Abendessen angeboten, das ich sehr gerne annehme. Die Besitzer erzählen, dass sie die Herberge gegründet haben, um etwas Passendes für Pilger anzubieten, da es vor Porto, der klassischen Route, bisher keine Pilgerherbergen gibt. Hier übernachten noch zwei andere Pilger, Platz gäbe es für zehnmal soviele.. der Caminho ab Lissabon ist noch ziemlich neu, deshalb sehr wenige unterwegs. Fast alle starten wohl erst in Porto, kurz vor der spanischen Grenze.


[4.8.2013] Von Santarém nach Golegâ

In Santarém gibt es sehr viele Kirchen und ist als Festung ausgebaut - zu Zeiten der Reconquista hatte dieser Ort eine strategisch wichtige Bedeutung. Die Zeit liegt aber offensichtlich weit in der Vergangenheit, heute fallen in der Region die vielen renovierungsbedürftigen Häuser und Ruinen auf.

Die Etappe ist, wenn man in die Ebene kommt, nicht allzu abwechslungsreich und führt fast nur durch große Plantagen mit Mais. Ab und zu sieht man Ruinen oder Kakteen.

Golega ist eine Stadt, deren Spezialität Pferde sind. In dem Hotel, in dem ich unterkomme, ist ein belgisches Paar, das hier zum Reiten hergekommen ist. Eine Pilgerin aus Ungarn treffe ich hier auch. Das Hotel und der Speiseraum sind eher für 50 und mehr Personen ausgelegt und damit fast leer - für 20 Euro belege ich ein Zimmer mit Antikmobiliar und Statuetten, das für vier Personen ausgelegt ist. Der Hotelbesitzer scheint ein ziemlicher Pferdenarr zu sein - abends bietet er mir eine kostenlose Siteseeing- Tour an und fährt mich durch die Stadt, zu einem alten Pferdestadion, an einem neuen Stadion, das zwei Monate später eröffnen wird und an Ställen vorbei, die ihm zu gehören scheinen.


[5.8.2013] Von Golegâ nach Tomar

Hauptsächlich führt der Weg nach Bauernhöfen wieder durch Maisplantagen, durch Schilf, an Ruinen vorbei. Eine Umgebung, die ziemlich verlassen wirkt.

Ein Schloss, mit einem antik aussehendem Turm in der Mitte, irgendwo im Niemandsland.

Später führt der Camino in einen Wald mit Eukalyptusbäumen - hier gab es wohl einen größeren Waldbrand, bei dem auch die Markierungen des Camino verschwunden sind. Kann mich mit GPS nach der Richtung, in der Tomar liegt, orientieren. Leider kommt man dann an die Schnellstraße, an der die Wanderung über längere Zeit ziemlich unangenehm ist.

Nachdem ich in Tomar angekommen bin, einer Stadt mit einer imposanten Templerburg, sehe ich ein paar Pilger mit Rucksack. Die kommen mir gleich auf den ersten Blick bekannt vor - einer trägt ein rotes T-Shirt und einen Wanderstock, der andere eine grün reflektierende Sonnenbrille, die Ähnlichkeit mit Insektenaugen hat. Es sind tatsächlich der Italiener und der Spanier, die ich vom letzten Jahr vom Camino Francés kenne, und jetzt früher als erwartet eingeholt habe. Eine richtige Überraschung und endlich sieht man sich wieder nach einem Jahr. Eine Italienerin ist ebenso dabei, die ich noch nicht kenne. Sie erzählen, dass sie nach Fátima gewandert, von dort mit dem Bus nach Tomar und soeben angekommen sind.

In Tomar fragen wir bei den Bombeiros (freiwillige Feuerwehr) wegen Schlafplätzen. In Portugal ist es üblich, dass diese auch Pilger beherbergen. Hier bekommen wir Matratzen in der Veranstaltungshalle angeboten. Wirkt aber etwas ungemütlich, weshalb wir uns in der Stadt noch etwas umschauen und eine Herberge finden, in der es ziemlich gemütlich ist.


[6.8.2013] Von Tomar nach Alvaiázere

Ich habe leider verpasst, die Templerburg zu besichtigen, diese ist eine beeindruckende Kulisse und hätte ich gerne aus der Nähe angeschaut; Das Interessanteste sind aber die anderen Pilger, mit denen es einfach witzig ist. Der Wanderweg wird ab jetzt auch um einiges interessanter, etwas gebirgiger und führt an Quintas vorbei - das sind größere von Mauern umgebene landwirtschaftliche Höfe. Mit der Zeit sind zwei etwas von uns überanstrengt und versuchen, per Anhalter mitgenommen zu werden, es hält jedoch keines der Autos. Die Italienerin bietet an, ihr Top auszuziehen um jemanden zu überzeugen, doch zu halten und dann alle mitzunehmen.

Am Ende nehmen wir dann ein Taxi zu den Bombieros in Alvaiázere. Zum Essen bieten diese uns an, „Bocadillos“ zu servieren (spanisch für belegte Brötchen). Die Italienerin meint zu ihnen, sie hätte gerne „Bocadillos sin pan“, d.h. ohne Brot. Was wir dann serviert bekommen, ist eine Riesenportion an gegrilltem Fleisch, Fisch, Pommes Frites und Salat. Mehr als wir zusammen essen können. Danach Freibad. Wir treffen noch einen spanischen Pilger in der Unterkunft, dem ich schon in Sántarem begegnet bin. Die anderen rauchen gemeinsam einen Joint mit Marihuana - in der Unterkunft. Hoffe, dass den Feuerwehrleuten der Geruch, der ziemlich markant ist, nicht auffällt.


[7.8.2013] Von Alavaiázere nach Ansiâo

Die Unterkunft bei der sehr netten freiwilligen Feuerwehr in Alavaiázere war fast schon wie in einer Pilgerherberge. Und mit sehr gutem Essen. Wir werden auch sehr freundlich am nächsten Tag verabschiedet.

Der weitere Weg ist der bisher schönste und führt über schmale Wanderpfade durch eine etwas gebirgige Landschaft und durch Wälder.

In Ansiao taucht später die ungarische Pilgerin auf, der ich ein paar Tage zuvor im Hotel begegnet bin. Nach einem Abendessen im Ausbildungszimmer der Feuerwehr, in dem die Italiener noch einen Joint rauchen, geht es in einen Park. Die Unterkunft ist nicht ganz so gemütlich, die Stockbetten eher für Personen bis maximal 1.70 m Größe ausgelegt.


[8.8.2013] Von Ansiâo nach Condeixa-a-Nove

Die Ungarin schließt sich unserer Pilgergruppe an. Morgens auf dem Weg kommen wir an einer Kapelle vorbei, die Fátima gewidmet ist. Charakteristisch dafür ist eine Art Marienfigur mit einer Goldkrone. Der Italiener erzählt von den Pilgern, die zu dem Heiligtum gewandert sind, teils auf den Knien und teils auf allen Vieren dorthin gerobbt sind. Und in den Unterkünften auch in der gleichen Kleidung geschlafen haben, mit der sie gewandert sind und waschen kam auch nicht in Frage. Die Fátima-Pilger waren wohl insgesamt etwas absonderlich.

Oft sieht man interessante und sehr alte Ruinen, hat aber keine weiteren Informationen dazu.

Rabaçal ist in der Region berühmt für seinen Schafskäse. In dem Ort probieren wir davon verschiedene Sorten und dazu Bier in einer Bar. Dort erfahren wir auch, dass es in dem Ort eine archäologische Ausgrabungsstelle mit römischen Ruinen gibt. Im örtlichen Museum können wir die Museumswärterin überreden, uns zu Fuß zur Fundstätte, die einen Kilometer entfernt ist, zu führen. Dort sieht man auf den ersten Blick nur die rekonstruierten Grundmauern und Sandboden. Die Überraschung sehen wir dann, als die Museumswärterin etwas von dem Sand beiseitefegt und ein Mosaik zum Vorschein kommt. Dieses ist fast perfekt erhalten, hat viele Jahrhunderte überstanden und die Sandschicht ist zum Schutz darübergestreut.

Ab und zu sieht man interessante Tiere - hier eine Gottesanbeterin, die man bei uns eigentlich nur im Terrarium sieht.


[9.8.2013] Von Condeixa-a-Nove nach Coimbra

Bei Coimbra regt sich der Italiener darüber auf, dass für den Bau der Autobahn der Aquädukt in der Mitte gesprengt wurde. Mit der Ungarin, die sich uns angeschlossen hat, sind wir zu fünft. Abends fährt der Spanier zurück nach San Sebastian im Baskenland, der ein paar Tage später wieder auf den Camino zurückkehren will. Da die Feuerwehr hier keine Unterkunft bietet und es auch keine Herberge in Coimbra gibt, teile ich mit dem Italiener ein Zimmer mit Doppelbett und die Italienerin mit der Ungarin ebenso in einem zweiten Zimmer einer Pension.

Abends gibt es in einer Nebenstraße Fado-Musik, ein eigener portugiesischer Stil - der Italiener kennt die Musikrichtung schon von Lissabon, die Gruppe mit wechselnden Musikern ist hier besonders gut. Wir probieren auch bei der Gelegenheit einige Portweine aus, eine regionale Spezialität. Später lernen wie noch ein paar Erasmus-Studenten kennen. Die Organisation bietet Austauschprogramme für Auslandsstudien an. Bei denen kann der Italiener qualitativ besseres Marihuana organisieren, in Lissabon wurden ihm wohl nur irgendwelche getrockneten Blüten angedreht.


[10.8.2013] Von Coimbra nach Mealhada/Sernadelo

Ab und zu sieht man hier Antiquitäten wie den Doppeldecker-Bus. In den Ortschaften unterwegs hört man Musik aus Lautsprechern - irgendein Fest.

In Mealhada verlässt uns die Italienerin, weil sie zu wenig Zeit für den ganzen Camino hat und abkürzen muss. Die Herberge ist in einem Vorort, Sernadelo, in den Restaurants hier gibt es nur eine Spezialität - Babyferkel - und alle ziemlich teuer. Darauf hat hier keiner Lust, in der Herberge bekommen wir aber dann noch Menü mit Frittiertem organisiert. Wir lernen hier auch ein paar neue Pilger kennen, u.a. eine Französin, die sehr gut deutsch spricht. Und treffen einen Spanier von den vorhergehenden Tagen wieder.


[11.8.2013] Von Mealhada/Sernadelo nach Agueda

Wir wandern momentan zu dritt - ich, der Italiener und die Ungarin. In Agueda treffen wir die anderen vom Vortag wieder und fragen bei der Feuerwehr nach einer Unterkunft und werden weitergeschickt. Die Herberge in Agueda ist eine Ruine mit einem verwilderten Garten und hat den Charme eines Geisterhauses - alle sind ziemlich begeistert von dem Ambiente.

Die Straßen sind für irgendein Fest mit Regenschirmen geschmückt. Dieses findet wohl entweder die nächsten Tage statt oder wir haben dieses verpasst.. jedenfalls ist in dem Ort abends ziemlich wenig los.


[12.8.2013] Von Agueda nach Albergaria-a-Velha

Nach der Größe des Korkens zu urteilen, hat die Sektkellerei in Agueda irgendeine Bedeutung. Der Camino verläuft an dem Tag ein Stück entlang der Schnellstraße. Dort sind Massen an Fátima-Pilgern unterwegs, die man an den den gelben Warnwesten erkennt. Diese wandern ausschließlich die stark befahrene Schnellstraße entlang - ein reines Himmelfahrtskommando, speziell wegen extrem vielem Schwerlastverkehr.

In Albergaria gibt es einen Raum der Kirchengemeinde mit Matratzen. Mangels Dusche und da es kein Freibad in dem Ort gibt, improvisieren wir für eine Katzenwäsche mit einem Eimer Wasser vor der Haustür.


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