Auf dem historischen Jakobsweg, Camino Primitivo
Von Vega de Valcarce aus durch die Region Galizien
1: Navarra
2: La Rioja
3: Castilla:Burgos
4: Castilla:Palencia
5: Castilla:León
6: Galicien
7: Santiago!
8: Finisterre
Es geht wieder aufwärts in wolkige Höhen, wird eiskalt, dazu Wind und Regen. Dachte eigentlich, ich hätte einen Sommerurlaub 'gebucht', andererseits ist es wirklich 'all inclusive'.
Wenn man O Cebreiro erreicht, kommt es einem fast vor, als ob man sich in dem Dorf von Asterix befindet - sehr alte und mit Strohdächern bedeckte, teils runde Häuser. Einige Souvenirläden, aus denen man typisch keltische Musik hört, die Allerlei, vor allem im keltischen Stil anbieten.
Den weiteren Weg teilt man sich hier häufig mit Kuhherden, läuft durch Dung und Bauernhofsiedlungen.
Es regnet den Nachmittag und Abend, wird dadurch eher ungemütlich.
Sonst war ich eigentlich nie kälteempfindlich, irgendwie scheint es, daß meine Fettreserven inzwischen fast vollständig abgebaut sind.
Von Triacastela aus hat man zwei Alternativen auf dem Camino.
Der zweite und längere Weg führt durch Samos mit einem Kloster, das sehr lohnenswert zu besichtigen ist - besonders wegen der Wandmalereien.
Auf der Wanderung habe ich dann eine Gruppe Italiener kennengelernt, abends nach deren Empfehlung eine regionale Spezialität ausprobiert - Pulpo, d.h. gebratener Oktopus, schmeckt interessant, und sieht noch interessanter aus.
Einen Tisch weiter sitzt eine Gruppe australischer Pilgerinnen, die wegen einer beeindruckenden Figur besonders bei den männlichen Pilgern aus der Gruppe sehr großes Interesse wecken.
Nach dem Abendessen durch verschiedene Bars, dann weiteres Programm für den Abend: Ab 00:30 Livemusik bei einer Hochzeitsfeier. Ab 01:00 Hexen-Fiesta mit Feuerwerk. Um 11:30 abends die Uhrzeit, wann die Herberge schließt Auf dem Rückweg begegnet man vor allem spanischen Familien, einige mit Kleinkindern, die gerade zu den verschiedenen Fiestas unterwegs sind.
Auf dem Weg sind häufiger Kreuze aufgestellt, an denen einige Pilger Erinnerungsstücke hinterlassen, vor allem Zettel mit Gedenkschreiben und vielen weiteren Sachen, von Socken bis zu Stofftieren wie einer Grinsekatze.
Das Interessanteste an Portomarin ist die Brücke, die in den Ort führt - die nicht schwindelfreien Pilger gehen in der Mitte auf der Fahrbahn statt auf dem Fußweg an der Seite mit einem schmalen Geländer. Höhe? - Habe ich nicht herausgefunden, aber etwas flau wurde mir auch; parallel führt eine niedrige alte Steinbrücke über den Fluss.
Man sieht einige Reste von Mauern, wo sich die alte Stadt befand - der Fluss wurde angestaut und Teile der Stadt verlegt.
Ursprünglich hatte ich geplant, noch um einiges weiter zu wandern in die nächste interessante Stadt - nur eine Pause in dem Dorf Gonzar, das aus nicht viel mehr besteht als aus einer Tapas-Bar, einer Herberge und sonst nicht viel zu bieten hat.
Dort treffe ich eine der Australierinnen, mit der ich mich länger unterhalte. Von ihr erfahre ich, daß ihre Gruppe über Nacht in diesem Dorf bleibt. Spontan entschließe ich mich, auch in dem Ort zu bleiben - später taucht auch die Gruppe der Italiener auf um sich in der Herberge anzumelden.
Der australische Slang weicht wenig von dem Britischen ab. Hauptsächlich ist mir der Unterschied aufgefallen, Adjektive wie 'very', 'quite', 'most', .. werden alle durch 'fucking' ersetzt und unbestimmte Wörter wie 'something' durch 'shit'. Ob der Slang für Australien repräsentativ ist, weiß ich natürlich nicht.
Ein Frühstückscafé unterwegs mit Riesenameisen..
Palas de Rei hört sich nach interessanten Sehenswürdigkeiten an - aber nichts gefunden; ein paar nette Cafés und Bars gibt es dort.
Die Stadt, in der es den besten Pulpo/Oktopus gibt, ist Melide - meinen spanische Pilger; jedenfalls gibt es in dieser sonst eher unattraktiven Stadt zahlreiche Pulperias.
Hier konnte man auch direkt bei der Zubereitung zuschauen - eine halbe Stunde in Wasser gekocht, die Fangarme mit der Schere in mundgerechte Stücke zerteilt, dann etwas Olivenöl und Paprikagewürz darüber. Und fertig ist die typisch galizische Spezialität.
Die Australierinnen wollten heute lieber früh schlafen, um den nächsten Tag möglichst früh loszukommen - schade.
Ich nutze die Zeit, bis die Herberge schließt, immer bis zur letzten Minute aus.
Die Herberge in Melide ist ziemlich groß und die meisten Pilger Italiener - entsprechend laut ist es dann zwangsläufig fast durchgehend die ganze Nacht, mit Palaver, lautem Lachen und zwischendurch Gesang.
Der Wanderweg ist allgemein sehr angenehm, durch kleine Ortschaften, über Bäche und durch Eukalyptuswälder - die sind hier eigentlich nicht heimisch, werden zur Holzproduktion angebaut.
In Pedrouzo komme ich eigentlich zu einer frühen Zeit an, ca. 16 Uhr.
Drei Pilger aus Südamerika, derzeit Studenten in Madrid fragen mich nach der Herberge - wo, weiß ich natürlich hier noch nicht - und schließe mich der Suche an. Die städtische Herberge lag versteckt, so daß wir ein paar Mal daran vorbeilaufen - und ist voll belegt, wie die zwei anderen Herbergen im Ort auch.
Dann entscheiden wir uns für eine der letzten noch preisgünstigen Möglichkeiten und nehmen zwei Doppelzimmer in einer Pension.
Bei der Suche lernen wir noch eine Gruppe von 5 spanischen Pilgerinnen kennen, mit denen wir uns dann noch zum Abendessen treffen. Die empfehlen uns, den kommenden Tag früh zu starten, um noch rechtzeitig zur Mittagsmesse in Santiago anzukommen.
Zahlreiche Pilger kommen noch an, inzwischen sind auch alle Pensionen ausgebucht. Eine südafrikanische Gruppe, die spät angekommen ist, fragt uns nach Haschisch - hat leider keiner dabei - und meinen, mangels Unterkunft übernachten sie irgendwo im Gebüsch.